Mittelbayerische Zeitung vom 10.12.2003

Kerniger Bass mit sattem Vollklang

Michael Doumas überraschte bei der Konzertreihe „Lieder um Fünf"

VON GERHARD DISTEL, MZ

REGENSBURG. Lieder wie „Allerseelen" von Richard Strauss oder das volkstümliche „In stiller Nacht" von Johannes Brahms bekommt man öfter zu hören. So sehr man sich als Zuhörer bei der jüngsten Veranstaltung der „Lieder um Fünf" im Foyer des Neuhaussaals an den beiden gebotenen Liedgruppen von Brahms und Strauss erfreuen konnte, so neugierig machte doch vor allem der russische Schwerpunkt des Programms mit Gesängen von Tschaikowski, Auszügen aus den „Romanzen" op. 4 von Rachmaninow und den „Liedern und Tänzen des Todes" von Modest Mussorgski.

Der am Regensburger Stadttheater engagierte Michael Doumas hat die ideale Stimme für dieses Repertoire: einen kernigen Bass mit sattem Vollklang und strömende Fülle in der Tiefe, der aber auch in der Höhe leicht anspricht. Nicht nur kraftvoll, sondern auch betont kultiviert kann dieser Bass ertönen: Doumas verfügt über ein berückend schönes Piano, wie etwa der Schluss des Brahmsschen „Auf dem Kirchhof' verriet.

Man merkte dem Sänger die Bühnenerfahrung an, wenn er einzelne Nummern seiner Vortragsfolge erzählend oder szenisch-dramatisch anlegte: Etwa im „Verrat" von Brahms, wo er die Stimme aus ruhigem Pianobeginn in eine aufgewühlte Eifersuchtsszene hineinwachsen ließ, um dann im Epilog mit gefasster Ruhe von deren tödlichem Ausgang zu berichten.

Was wäre ein Liedsänger ohne einen Partner am Tasteninstrument, der mit ihm interpretatorisch eines Sinnes ist? In Rita Kaufmann, Solokorrepetitorin am Regensburger Theater, fand Michael Doumas eine ideale Mitgestalterin, die gleichermaßen zarte poetische Stimmungen wie große dynamische Expansionen zu formulieren verstand und dem Flügel sogar, bei Tschaikowskis hispanisierender „Serenade des Don Juan", Gitarrenklänge abgewann.

Zum künstlerischen Höhepunkt wurden Mussorgskis „Lieder und Tänze des Todes": Anders, als vom Titel verheißen, eher kunstvolle musikalische Prosaerzählungen, die nur in wenigen herausleuchtenden Momenten zu lyrischem Ton fanden. Wunderbar arbeitete Doumas nach Rita Kaufmanns spannungsvoller Einleitung den Dialog zwischen Tod und Mutter im „Wiegenlied" heraus, und noch mehr unter die Haut gingen der „Trepak" als grotesker Tanz sowie der „Feldherr" als grausamer Triumphmarsch des Todes auf dem Schlachtfeld.